Ja, liebe LeserInnen, ich habe
es natürlich gesehen, das ungläubige Funkeln in Euren Augen,
als Ihr vorhin gelesen habt, das sich das berühmte Schwert Siegfrieds
aus den Nibelungen heutzutage auf Friedenau befindet. Wie kann es sein,
fragt Ihr Euch, das sich auf einem so kleinen, unbedeutenden und nur am
Rande erwähnenswerten Schloss ein solch berühmtes, einzigartiges
Artefakt befindet ? Doch damit seid Ihr schon dem ersten Irrtum unterlegen,
denn Schloss Friedenau und das Geschlecht derer von Anstetten war in seiner
über tausendjährigen Geschichte vieles, nur nicht "unbedeutend"
! Deswegen verwundert es Insider nicht sonderlich, dass neben vielen Kostbarkeiten,
wie zum Beispiel dem einzigen noch auf dieser Welt bekannten Gemälde
von Rutherford eben auch Schwert Balmung im Schloss verwahrt wird.
Doch erst in den letzten Tagen,
während Carolin von Anstetten etliches Material aus dem Schlossarchiv
sammelt und sichtet, werden uns die Zusammenhänge und die wahren Begebenheiten
klar, hält doch Carolin unerwartet eine alte Pergamentrolle in den
Händen, verfasst dereinst von Thomas Wolfhardt von Anstetten, dem
Urgrossvater von Bartholomaeus. Doch lesen wir selbst, was auf dem schon
sehr stark vergilbten Pergament in sorgfältig gemalten Lettern geschrieben
steht:
"Schon bald nach dem grausamen Gemetzel
auf Etzels Burg im Hunnenland zeigte es sich, das es praktisch keine echten
Helden mehr gab, da sie sich beim blutigen Kampf im Saal alle gegenseitig
umgebracht hatten, und die verbliebenen Helden ersteinmal die Nase voll
vom blutigen Waffengang hatten. Und auch mit dem Heldennachwuchs sah es
ebenso schlecht aus, da inzwischen echte Jungfrauen im raubfähigen
Alter nicht einfach aufzutreiben waren, und schon damals galt unter den
einfachen Rittern der Spruch "Willst Du eine Jungfrau frein, darfst Du
nicht so penibel sein !" Vor allem musste eine Jungfrau die als Heldenmutter
in Frage kommen würde, nicht nur wirklich jungfräulich, sondern
zudem auch noch blond, wunderhübsch, intelligent, widerborstig und
rachedürstend sein, da hatte Kriemhild einfach zu hohe Maßstäbe
gesetzt.
Wenn sich dann tatsächlich
ein Held und eine Jungfrau im wilden Rausch der Liebe vereinigt hätten,
so galt es danach für den Nachwuchs, einen echten Engpass zu überwinden:
denn jeder, der sich Held nennen wollte, und dessen Name nicht im Orkus
der Geschichte verschwinden sollte, musste zumindestens einen Drachen getötet
haben. Leider gab es damals noch keinen Tierschutzverein, so dass alle
Drachen rücksichtslos von den Helden in Spe gemordet werden durften.
Weil es nun praktisch keine Drachen
mehr gab in Europa - es geht die Sage um, dass Siegfried den letzten europäischen
Drachen getötet hatte - war es also um den Heldennachwuchs derart
schlecht bestellt dass auch die sagenumwobenen Waffen der Helden, insbesondere
Siegfrieds Schwert "Balmung", welches bei der Leiche des Hagen von Tronje
gefunden wurde, nicht mehr benötigt wurden. Deswegen beschloss der
traurige König Etzel, diese verhängnisvolle Waffe für immer
aus dem Verkehr zu ziehen, indem er sie in der Höhle im Kyffhäuser
auf einem Felsentisch niederlegte und den Eingang zur Kyffhäuserhöhle
zuschütten liess, und so geschah es. Viele hundert Jahre lang wurde
das Schwert Balmung von keinem menschlichen Wesen gesehen, geschweige denn
berührt ...
Manhard Sigurd Winfried Graf von
Anstetten, geboren und getauft im Jahre 995, war ein kleines und schmächtiges
Kind. Zwar hochintelligent, wie seine gesamte Sippe, aber nicht unbedingt
vom Typ eines echten Ritters. Ausserdem wurde er in jungen Jahren ob seines
Vornamens und seines Geburtsjahres von seinen wenig ritterlichen Spielkameraden
oft als MS Win 95 gehänselt, wobei sich Manhards Eltern nicht darüber
im Klaren waren, was der Schmähruf MS Win 95 für ihr Kind wirklich
bedeuten sollte. Doch Manhard wehrte sich tapfer und so gab es oft wilde
Raufereien am Hofe der Wasserburg Friedenau, sodass seine Kraft und Konstitution
stetig anwuchsen und schon im zarten Alter von 12 Jahren war er ein dermassen
kräftiger Kerl, dass es keiner ernsthaft mit ihm aufnehmen konnte.
´Jeder ist seines Glückes
Schmied´ dachte sich Manhard und so bat er seinen Vater, den ehrenwerten
Beruf des Schmiedes erlernen zu dürfen, womit er sich zwar nicht,
wie sein Bruder Reinhard in die kaufmännische Familientradition einfügte,
dennoch war es damals für einen Sohn aus bestem, adligen Hause keineswegs
unehrenhaft, das Schmiedehandwerk zu erlernen. Und so gab ihn sein Vater
bei Witmund, einem Nachfahren von Wieland, ins ferne Seeland in die Lehre.
Manhard entwickelte sich prächtig
und schmiedete schon nach kurzer Zeit die schärfsten Schwerter, so
dass sein Lehrmeister stets mit ihm zufrieden war. Und eines Tages geschah
etwas, was zur damaligen Zeit eine echte Ausnahme gewesen ist: Carola von
Odenburg, eine Tochter aus feinstem österreichischem Adelsgeschlecht,
wurde von ihren Eltern zu Witmund in die Lehre als Kunstschmiedin gegeben.
Carola war wirklich eine auffallend hübsche Erscheinung, mit wallendem
kupferrotem Haar und dunkelblauen Augen, doch sie hatte den kleinen Fehler,
dass sie es mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau nahm, und auch deswegen
wurde sie von ihren Eltern zu Witmund gegeben, denn er war nicht nur ein
ganz hervorragender Schmied und Lehrmeister, sondern auch ein wirklich
guter und gerechter Erzieher, der schon manche Tochter aus gutem Hause
wieder auf den Pfad der Tugend und der Keuschheit zurückgeführt
hatte.
Carola indes wandte sich nicht der
groben Arbeit mit glühendem Stahl zu, sondern den feinen edlen Dingen,
sie schmiedete kunstvolle Geschmeide aus Gold und zart gearbeitete Gegenstände
für den festlichen Tisch, und schon bald arbeiteten auch Manhard und
Carola gerne zusammen, wobei Manhard die schärfsten Schwerter schmiedete
und Carola dazu kunstvolle, prächtige Verzierungen anfertigte. Und
bei der gemeinsamen Arbeit entdeckten beide ihr Herz füreinander ...
Ok, liebe LeserInnen, ich schreibe
weiter, sobald ich ZEIT habe ! Könnt Ihr das VERSTEHEN, oder sollen
wir drüber REDEN, vielleicht ???
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